Die Welten von Mediation und Coaching sind sich sehr ähnlich, aber doch so unterschiedlich, dass sich beide wunderbar ergänzen können. Als Ausbildner in sowohl Coaching- als auch Mediationsausbildungen habe ich diese beiden Welten bereits häufig verknüpfen können. Doch was genau ist Mediation und inwiefern ergänzt sie die Kompetenzen eines Coachs?
Was ist Mediation?
In unserer Mediationsausbildung definieren wir Mediation so: Mediation ist ein strukturierter Prozess, bei dem ein neutraler Dritter (der Mediator bzw. die Mediatorin) zwei oder mehr Parteien dabei unterstützt, einen Konflikt durch Kommunikation und Verhandlung zu lösen. Ziel ist es, eine einvernehmliche Lösung zu finden, die alle beteiligten Parteien akzeptieren können. Oder vereinfacht gesagt: Mediatoren begleiten den eigenverantwortlichen Lösungsfindungsprozess der Konfliktparteien.
Dafür braucht es ein paar Prinzipien, denen die Mediation folgt.
Grundprinzipien der Mediation
Wir verwenden folgende Grundprinzipien (wobei das von Mediator und Ausbildung
- Freiwilligkeit: Alle Parteien nehmen freiwillig am Mediationsprozess teil.
- Neutralität: Der Mediator ist neutral und unparteiisch.
- Vertraulichkeit: Informationen, die während der Mediation preisgegeben werden, dürfen nicht außerhalb des Verfahrens verwendet werden.
- Eigenverantwortlichkeit: Die Konfliktlösung liegt in den Händen der Parteien; der Mediator gibt keine Lösungen vor.
- Lösungsorientiertheit: Die Parteien müssen aktiv an der Lösungsfindung
Den meisten Coaches werden an dieser Stelle bereits einige Gemeinsamkeiten mit dem Coaching auffallen. Auch im Coaching folgen wir einem Prozess und berücksichtigen dabei einige Grundprinzipien. Sowohl der Prozess als auch die Prinzipien sind dabei sehr ähnlich. Man kann aber sagen, dass diese in der Mediation deutlich komplexer sind, da ein Konflikt zwischen zwei Menschen mehr Rahmenbedingungen braucht als ein Coaching-Prozess.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Mediation und Coaching
Obwohl Mediation und Coaching einige Überschneidungen aufweisen, insbesondere im Bereich der Kommunikationsförderung und des empathischen Zuhörens, gibt es wesentliche Unterschiede:
- Rahmen und Gesprächsregeln: Im Coaching brauche ich in der Regel keine Gesprächsregel, da ich von einem wertschätzenden Umgang ausgehen kann. In der Mediation hingegen ist es genau umgekehrt. Ein wertschätzender Umgang im Konflikt ist sehr unwahrscheinlich und der Mediator muss hier einen klaren Gesprächsrahmen zu Beginn festlegen.
- Ausgeglichenheit im Rapport: Während ich als Coach die Aufgabe habe, zu meinem Coachee Rapport aufzubauen, habe ich als Mediator die Aufgabe zu beiden Medianden gleichermaßen Rapport aufzubauen. Das ist wesentlich herausfordernder als im Coaching, da ich nicht nur eine Verbindung zu beiden Konfliktparteien aufbauen muss, sondern auch darauf achten muss, dass die Verbindungen immer ausgeglichen sind.
- Mehrere Wahrnehmungspositionen: Im Coaching kann davon ausgehen, dass meine Coachees die „Wahrheit“ sagen. Daher kann ich auch leicht Mitgefühl für geschilderte Situationen zum Ausdruck bringen. In der Mediation hingegen sitzt die „verletzende Person“ mit im Raum. Als Mediator muss ich daher darauf achten, wie ich auf Schilderungen der Konfliktparteien reagiere, um die andere Partei nicht als die „böse Person“ dastehen zu lassen.
Die Unterschiede zeigen schon, dass Mediation in vielen Bereichen noch mehr Fingerspitzengefühl bedarf als Coaching – zumindest sehe ich als Coach und Mediator es so. Das bedeutet aber auch, dass Coaches, die in Mediation ausgebildet sind, ihre Fähigkeiten nutzen, um Klienten in Konfliktsituationen effektiver zu unterstützen, indem sie Mediationsprinzipien anwenden, ohne dabei ihre Rolle als Coach zu verlassen.
Vorteile einer Mediationsausbildung für Coaches
Die Fähigkeiten, die du in einer Mediationsausbildung erwirbst, kannst du dir als Coach dabei helfen, dein Coaching noch zu erweitern und zu vertiefen. Auch ich habe Techniken aus der Mediation im Coaching verwendet um umgekehrt.
Hier sind einige wesentliche Vorteile:
Verbesserung der Kommunikationsfähigkeiten
Eine Mediationsausbildung lehrt Coaches, wie man noch effektiver zuhört – und vor allem neutraler – zuhört. Gleichzeitig lernst du die dahinterliegenden Bedürfnisse und Sorgen der Klienten aufzudecken und gezielter zu einer Lösung zu kommen.
Erhöhte Empathiefähigkeit und emotionale Intelligenz
Mediation betont die Bedeutung von Empathie und emotionaler Intelligenz, um Konflikte zu entschärfen und eine vertrauensvolle Umgebung zu schaffen. Als Coach kannst du das nutzen, um eine positive, unterstützende Beziehung zu deinen Klienten aufzubauen.
Effektivere Konfliktlösungstechniken
Konflikte – egal ob interne oder externe Konflikte – sind oft ein Hindernis für persönliches Wachstum und Erfolg. Durch die Mediationsausbildung lernst du die Methoden, um Konflikte konstruktiv zu managen. Damit kannst du deine Coachees noch effektiver begleiten.
Eine Mediationsausbildung bietet Coaches also nicht nur Werkzeuge zur Konfliktlösung, sondern auch Fähigkeiten, die die Qualität ihrer Beratung insgesamt verbessern. Diese Kompetenzen erweitern die Reichweite ihrer Dienstleistungen und erhöhen ihre Effektivität und Erfolgsrate bei der Unterstützung von Klienten in vielfältigen Situationen. Abgesehen natürlich von der Möglichkeit selbst Mediationen anbieten zu können 😉
Aus der eigenen Erfahrung
Die Kombination von Coaching und Mediation begleitet mich seit mehreren Jahren und ich möchte sie nicht missen. Sie hat in meiner Tätigkeit als Coach zu einer deutlich verbesserten Fähigkeit geführt, Klienten in komplexen und emotional herausfordernden Situationen zu unterstützen. Als sowohl diplomierter Mediator als auch diplomierter Coach habe ich festgestellt, dass sich die Techniken beider Ausbildungen wunderbar ergänzen und die eigenen Prozesse flexibler machen.
Beispiel aus unserer Mediationsausbildung
Ein weiteres Beispiel, wie sich Coaching und Mediation ergänzen kann, ist unsere Teilnehmerin Chiara Valentini. Sie war beriets als Beziehungscoach in Wien tätig als sie an unserer Mediationsausbildung teilgenommen hat. Chiara arbeitet häufig mit Paaren und Einzelpersonen, um ihre zwischenmenschlichen Beziehungen zu verbessern. Die Mediationsausbildung hat ihr geholfen, eine tiefere Ebene der Kommunikation und des Verständnisses in ihren Coaching-Sitzungen zu erreichen.
Chiara berichtet: „Die Mediationsausbildung hat meine Coaching-Sitzungen nochmal verbessert. Ich sehe zwischenmenschliche Beziehungen seither auf einer anderen Ebene. Auch meine Klientinnen und Klienten profitieren enorm von den erlernten Techniken, die ihnen helfen, ihre eigenen Konflikte effektiver zu managen.“
Fazit
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Fähigkeiten, die durch eine Mediationsausbildung erworben werden, für jeden Coach eine Bereicherung sind. Man verbessert nicht nur sein Kommunikationsfähigkeiten, sondern lernt neutraler zu bleiben und Konfliktmanagement in die eigenen Sitzungen ein zubauen.
Ich ermutige daher jeden Coach, der seine Fähigkeiten erweitern und seinen Klienten einen größeren Mehrwert bieten möchte, die Möglichkeit einer Mediationsausbildung zu erkunden. Wenn du mehr über unsere Mediationsausbildung erfahren möchtest, dann schau auf unserer Seite zur Mediationsausbildung vorbei oder melde dich gerne bei uns!